-
Die wiederkehrende Last des Denkens. Thomas Leeroy als Künstler der Krisis
Who you gonna call – wenn das Denken zur Last wird? An wen wenden? An einen Menschen, der dir eine Psychotherapie anbieten kann? Eine Person, die dir mit Philosophie das Gedankenleid lindern möchte? Sowohl die psychotherapeutische als auch die philosophische Praxis kennt das Phänomen eines Denkens, das so schwer wird, dass es kaum mehr tragbar…
-
Im Zweifel für den Zweifel. Die wahren und die falschen Freunde der Skepsis
Wer die Medienbereichte dieser Tage verfolgt, könnte den Eindruck bekommen, dass wir in einer Zeit der kritischen Geister leben: Allerorten ist von Skeptikern, Kritikern und Zweiflern die Rede. Fällt der Blick dann aber auf die Gegenstände des Zweifels, kann mensch schon ins Zweifeln kommen. Was bedeutet es, wider besserer naturwissenschaftlicher Erkenntnis eine Pandemie anzuzweifeln? Sich…
-
It’s Leaders and it’s Followers. Mit Jean-Paul Sartre und Kanye West auf Instagram
Das digitale ist das katholischste aller Zeitalter. Die Bilder sind überall. Sie stürmen auf uns ein am Morgen, sie betten uns mit wunden Augen am Abend. Dazwischen: Das Bild als ständige Begleitung, ständige Vertretung, omnipräsent, still oder bewegt. Es spricht zu uns: Sanft, grell, verdunkelt, nachdenklich, aufreizend, aufreißend, reißerisch, verfänglich, andächtig, schwelgerisch, gedeckt, bedeckt oder…
-
Die Unmöglichkeit des Ichs im Angesicht des Selfie-Sticks
Nennt uns die Digi-Letalen. Wir suchen nach Auswegen, Gängen, die aus uns selbst herausführen wie Transmitter ins Nichts. Wir wollen nicht bei uns sein, wir wollen außer uns sein, uns aus uns herauskehren. Als extreme Exzentriker versuchen wir, der sozialen Norm zu entkommen und bestätigen sie doch, wo wir nur können. Wir sind Wunscherfüllungs-Machinen im…
-
Sadness und Survival-Look. Ein Versuch über Post-Truth und Post-Internet Art
In „postfaktischen“ Zeiten vermehren sich die mit Wahrheitsanspruch auftretenden Weltbilder, die für persönliche, politische oder religiöse „Verwendungszwecke“ zur Verfügung stehen. Diese prägen noch dann, wenn sie als Lüge identifiziert wurden, stark das gesellschaftliche Klima einer wachsenden Unruhe. Was genau mit dem „Postfaktischen“ gemeint ist, weiß aktuell wohl niemand so genau. In jedem Fall aber scheint…
-
Flanieren, Followen und Flamenco
Der im World Wide Web surfende User wird oft mit dem durch die Pariser Passagen des 19. Jahrunderts spazierenden Flaneur verglichen. Ist es aber tatsächlich möglich, durch das Internet zu ‚flanieren‘? Welches Gegenmodell ließe sich zur algorithmisch gesteuerten Fortbewegung denken? Und was geschieht, wenn eine Schildkröte Flamenco tanzen lernt?
-
Kunst und Sprache in Zeiten der Krise. Eine kleine Theorie-Utopie
In Zeiten der realen Krise ist es mitunter zu beobachten, dass das Leid direkt proportional zur Mitleidlosigkeit in der Sprache ansteigt. Kunst kann sich dieses Leidens sorgend annehmen, bedarf jedoch wiederum der Interpretation, der Kritik, dem Diskurs, der Theorie, letztlich also der Sprache, um es zu kommunizieren. Was aber, wenn die Sprache – populär wie…
-
Dissidenz und Discofox
Als Jens Friebe 2005 das Album «In Hypnose» veröffentlichte, hatte das eine fanalähnliche Wirkung: Da trat ein junger, auf Promofotos zumeist dandyhaft wirkender Mann in Erscheinung, ohne Scheu vor Haargel, Lipglos, Glitzerhemd und Blümchenregenschirmen, der Refrains wie „wir zwei auf einem Bungee-Seil, wär‘ das nicht geil“ mit einem beinahe schon großraumdiskotauglichen Schlager-Beat unterlegen und schon…
-
Origami für Einsteiger
Die Freiheit, seine Persönlichkeit möglichst vollständig zu entfalten, wird zunehmend zur Pflicht, der es aktiv nachzukommen gilt. Als gerade auch in digitaler Form zu präsentierende steht die ‚Selbstverwirklichung’ im Verdacht, den Anderen in seiner Bedeutung für das Selbst auszublenden. Vielleicht auch, weil sich dieser nur schwer auseinanderfalten lässt. Die Alternative eines zerknüllenden, einwickelnden Umgangs berücksichtigt…
-
Slowcore. Für eine Chronopolitologie des Populären
Wenn Lana Del Ray offenherzig über sommerliche Traurigkeit in Hollywood sinniert und dabei aufgesetzte Wohlstandsmelancholie mit Sadcore verwechselt, wenn Silbermond die „schnelle Zeit“ beklagen und Entschleunigung zum omnipotenten Heilsversprechen für post-urbane Burnouts wird, dann stimmt irgendetwas nicht. Eine Gesellschaft im Slowcore-Modus. Hat ein popmusikalisches Genre so etwas verdient? Wohl kaum. Wie aber kann man der…
-
Gesellschaftsspiele
Zwischen Vitrinen voller Hashtags und Freizeitvergnügungen im Schwarzwald kann man sich schon mal verlaufen. Wer da nicht an die Verlinkung gedacht hat, guckt schnell dumm aus der Wäsche. Zum Glück kann man ja jederzeit neue Brücken bauen, von der Natur zur Kultur, von der Kunst zur Philosophie, von Ast zu Ast (in letzterem Fall hilft…
-
The Notwist »Close To The Glass«
Zugfahrten wie diese binden mich in einen angenehmen Automatismus ein. Für sieben Stunden lang ein Selbstläufer. Als ein Teil des Bewegungsflusses gebe ich mich ganz der Gewissheit hin, dass die Schale mich bettet, trägt und liebevoll transportiert. Die mechanische Arbeit, die dabei rüde an mir wirkt, will ich nicht wahrnehmen. Vielleicht besser: sie verdampft in…
-
Nach dem Post-punk
In unseren frühen Studientagen kamen wir unter ungeklärten Umständen mit den obskuren Seiten der Rockmusik in Berührung. Die Bands, die wir mochten, kursierten unter klapprigen Begrifflichkeiten wie Kraut-rock, Space-rock, Shoegaze oder Ambient music, und ja, auch Post-punk. Eine seltsame Genre-Konstruktion: Nach-punk.